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„Irgendwie leer ist es geworden, in der so genannten „camera aurea“, wie die „goldene Kammer“ über Jahrhunderte
hieß! In der Vergangenheit gab es kein Kästchen, das nicht befüllt gewesen ist… und jetzt?! Gähnende Regale, wo sich alte Knochen befunden haben. Der Ort als solcher ist faszinierend und schauderhaft schön zugleich. Es ist vielleicht mein Hang zum Grenzwertigen, der mich veranlasste rein zu schauen. Sicherlich bin ich weder die erste, noch die letzte die solche zwiespältigen Gefühle „übermannen“, doch für die Menschen der vergangenen Jahrhunderte war die Verehrung der Heiligen in dieser Form eine Art der Religiosität, die uns verschlossen scheint…
Durch die St. Ursulalegende wurde, wie ich bereits geschrieben habe, aus römischen Gräberfeldern ein Ort eines grausamen Massakers, die im Laufe der Zeit weiter ausgeschmückt worden ist, wo aus wenigen Getreuen der Heiligen eine mittelalterliche Großstadt (11.000) umgekommen sein sollen… So weit die Legende, doch hier haben sich über Jahrhunderte (gläubige) Künstler ans Werk gemacht, die zwar anonym bleiben, dennoch etwas fürs Auge schufen.
Solche „Beinkammern“, wie in der St. Ursula Basilika zu sehen sind, haben auch in anderen Regionen Europas / Deutschlands einige Entsprechungen, doch diese ist zweifelsohne die schönste, die ich persönlich kenne.
Man kann unterschiedlicher Meinung über solche Zurschaustellung sein, doch in Köln hat es in Verbindung mit dem besagten Hintergrund schon über sehr lange Zeit seine Daseinsberechtigung gehabt, auch wenn es sicherlich ab der Reformation die Sicht darauf sich verändert hatte.
Wenn man sich die kleinen Kostbarkeiten anschaut, so stellt man fest, dass unter den Büstenschreinen, wie sie in der Fachwelt bezeichnet werden, gängige (meist Frauennamen) zu lesen sind. Es ist aber nur eine Art den „Dingen“ einen persönlichen Bezug zu geben, denn bekanntlich können Knochen nicht sprechen und dennoch ist das all zu menschlich es benennen zu wollen.
Die goldene Kammer liegt direkt an dem Eingang der Basilika. Da die Öffnungszeiten von der Kirche abweichen, habe ich diese hier angegeben, für den Fall, dass man es besuchen möchte. Auch, wenn mir bewusst ist, dass es sicherlich nicht „jedermanns Geschmack“ ist, möchte ich darauf hinweisen.
Kommt man hinein, so erwartet einen ein kleiner Raum, der (aus meiner Sicht) wirklich sehenswert ist, schon wegen der Schätze, die hier ausgestellt sind. Wenn man sich die Büsten anschaut stellt man fest, das jede von ihnen unterschiedliche Gesichtszüge besitzt. Zum einen liegt es daran, dass sie während einer Spanne zwischen Romanik (ab 12. / 13. JH) und Barock (Ende 18. JH.) entstanden sind. Die unterschiedlichen Strömungen brachten auch neue Sichtweisen, die sich dementsprechend auch in der Kunst wiedergespiegelt hatten.
Wenn Vorab ein „virtueller Rundgang“ erwünscht ist, kann man es unter: http://www.heilige-ursula.de/st_ursula_koeln/goldene_kammer/index.html tun.
Die goldene Kammer wird, so wie den Besuchern von Aufsichtspersonal erläutert wird, von dem Verein der „Freunde und Förderer von st. Ursula“ zugänglich gemacht. Da ich beim besten Willen keinen Verweis auf sie gefunden habe, erwähne ich es an dieser Stelle. Für die Freunde und Förderer, wie sie sich selbst nennen, ist die Aufgabe, der sie sich stellen, kaum zu Stämmen. Da der Eintritt gerade mal 2 € beträgt, kann man auch bei regen Andrang die Kosten aufbringen, können die notwendige Restaurierungsarbeiten kaum in dem Umfang (und vor allem kurzfristig) realisiert werden. Das wirkt sich natürlich auch auf die Menge der gezeigten Artefakte, die man zur Gesicht bekommt.
Es ist schon ein Dilemma sich nicht nur mit den Schäden beschäftigen zu müssen, die fachmännisch zu beheben und dabei auch noch Auflagen der Denkmalbehörde zu befolgen. Hier engagieren sich Enthusiasten, die ihre Zeit opfern, um es anderen näher zu bringen. Das kann kaum hoch gehalten werden!
So wie ich es mitbekommen habe, wird die Restaurierungstätigkeit einige Zeit in Anspruch nehmen. Wie weit die Arbeiten fortgeschritten sind, kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Da auch Textilien dabei sind, die sehr fragil sind, wird es such (voraussichtlich) noch eine weile hinziehen, sodass ein Ende kaum absehbar (jedenfalls für mich als Außenstehende)!
Was mich bei der Recherche überrascht hatte, ist dass, es keine Sammlung aus dem MA, sondern erst kurz vor dem Ende des 30-Jährigen Krieges von Johann von Crane und seiner Frau Verena Hegemihler gestiftet wurde! Man schrieb gerade das Jahr 1643! Durch die reiche Ausstattung war es nicht vor Übergriffen geschützt, sodass es mehrmals in seiner Geschichte überfallen worden ist. Der aber eine markante Wende einleitete, war auch hier die Besatzungsmacht der Franzosen, denen alles Religiöse verpönt gewesen ist. Zum Glück wurden die Kostbarkeiten rechtzeitig vor ihrem Herannahen „versteckt“, sodass 1804 erneut zu dem wurde, was es zu einem ungewöhnlichen Anschauungsobjekt macht: ein Gebeinhaus der anderen Art…
...”weniger