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„Mitten in der Altstadt der Colonia geht es gottlob nicht nur um Kneipen und verdammte Souvenirshops,
sondern auch um den unmittelbaren Bedarf des/der Ehrbaren Werktätigen. 'Berufs- und Zunftkleidung' führt man hier im Schilde - eine Zeitreise? Wie man's nimmt. Jedenfalls ist der Begriff 'Postindustrielle Gesellschaft' noch nicht bis hierher vorgedrungen. Bei Niggemann werden noch richtige Arbeitsfrauen und -männer aus Handwerk, Gastronomie und Medizin eingekleidet und ausgerüstet. Der Stolz auf eine unmittelbar erkennbare Arbeitsleistung (im Gegensatz zu uns Elenden des Büros) spricht bereits aus der vielgestaltigen Schaufensterdekoration.
Bei mir sollten es robuste Arbeitstreter für draußen sein - es stehen öfter mal greenkeeperische oder auch greenvernichtende Arbeiten in Garten, Feld und Flur an. Und das Vorgängerpaar hatte irgendwann kapituliert. Und so befinde ich mich nunmehr im Besitze nicht allzu modischer, dafür aber wohl unzerstörbarer Meisterstücke der Sicherheitsstufe S3, Berufs-Anforderungsstufe O3, demnach also: Basisschuh, zusätzlich geschlossener Fersenbereich, Antistatik, Energieaufnahmevermögen Fersenbereich, Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme, Durchtritthemmung, Kraftstoffbeständigkeit, profilierte Laufsohle. Die Stahlkappen werden gar nicht in der Begleitbroschüre erwähnt... ejal. Jedenfalls richtige Tausendsassae, in die ich fürderhin die rackernden Arbeitsfüßchen stecken darf - und das alles (!) für gerade mal 83 Euro - was hier dem mittleren Preissegment entspricht.
Die Webseite des Hauses ist außerordentlich informativ und lehrreich - ich will nur soviel verraten: was hier in der Rubrik 'Fashion / Kollektionen' aufgelistet steht, dürfte in Mailand oder Paris für Irritationen sorgen. Nennen wir es rugged and retro. Jedenfalls findet man jenseits der eigentlichen Berufsbekleidung vor Ort auch Jeans, Hemden, Jacken und Nichtsicherheitsschuhe in akzeptabler bis guter Vielfalt vor. Jedoch nur für die Herren der Schöpfung, sollte ich wohl hinzufügen.
Dem robusten Warensortiment entsprechend ist auch der Tonfall im Hause eher kumpelig direkt, wie ich erfreut feststellen durfte. Es erscheint ja auch eher kein Etepetete-Publikum, wenn es um Arbeitsklamotten und -ausrüstung geht. Also auch kein oberbeflissenes Getue: man muss schon den Mund auftun, dann wird auch geholfen - und zwar kompetent und - quod erat demonstrandum - auch geduldig. Die Anrede 'Meister' ist offensichtlich gut angekommen. Und der Kartong mit der Zweitversion (bitte dieselben ne Nummer kleiner zum Vergleich) wurde mir mit jovialem 'Hepp!' von der Leiter des Hochregals aus zugeworfen - daher: 'catch of the day', s. Bildmaterial. Jungs halt ;-)
Niggemääns, wie ich sie wohl nennen darf, sind ein über 100 jähriges Familienunternehmen in nunmehr vierter Generation, das den Sinnspruch 'quality never dies' ausgerufen hat. Man ist inzwischen an acht Standorten im Rheinlande sowie im Bergischen vertreten. Gründungs- und Hauptstandort ist der mit dem Autokennzeichen LEV
Meckern geht höchstens indirekt: das Ladenlokal wirkt auf einmal recht aufgeräumt. Kein Vergleich mehr zum etwas rumpeligeren und militärischeren Vorgängerbetrieb U.S. Link, wo man viel besser rumstöbern konnte.
Ergebnis: grundsolide vier Sterne - eine Empfehlung.
27.1.:
Sturm Frederike ist schuld. Im familiär verbundenen Arboretum ist erheblicher Handlungsbedarf entstanden. Für die bevorstehenden semifreiwilligen Arbeitseinsätze müssten es dann schon auch noch eine solide Arbeitshose, ein Arbeitsgürtel und Arbeitshandschuhe sein. Die entsprechenden Größen hatte ich zuvor eruiert, so dass die ersten Anprobeversuche jeweils Volltreffer waren. Ebenso der bereits oben gelobte kumpelig-direkte Etagenbeauftragte im Hause. 'Für Karneval?' Bitte-sehe ich so aus? Es geht um ernsthafte Waldwühlerei. Jot, wigger: 'Welche Farbe?' 'mit Latz?' 'Wie, 'unzerstörbar'? - die jehen nach nem Jahr kapott, mer wollen hier schließlisch no' jet verkaufen!' Also alles bestens, wie gehabt. Gut gelaunt und um weniger als 50 Euro ärmer heim in die Residenz.
Die Jeans-Auswahl im Erdgeschoss ist immer noch beeindruckend aber die Oberbekleidung leidet bei stöbernder Betrachtung dann doch etwas an Geschmacksverwirrung, so dass es bei 4 Sternen bleibt. Die Plastikbüggel für den Warentransport nennen sich selbst 'grün' und tragen das Signet 'Der Blaue Engel', weil sie ja schließlich ressourcenschonend aus gebrauchtem (!) Kunststoff sind... also, isch weiß et nit. Notiz an mich selbst: auf den Handschuhen steht gut erkennbar das Wort 'strong', also nicht rummaulen oder gar schlappmachen beim Außeneinsatz. Näheres ggf. als Nachtrag in der zuständigen Fachbesprechung.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
...”weniger
