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„Sie hatte sich ja eigentlich schon vorsichtig in den letzten Tage angekündigt, und doch war ich völlig
überrascht, als sie mich in der Nacht von Sonntag auf Montag regelrecht überfiel.
Sie, die große Atemnot, die mich vor 2 Jahren schon einmal besuchte und sich dann als Lungenembolie zu erkennen gab.
Daher bekam ich sogleich am Montagvormittag von meinem Hausarzt meinen Krankenverlauf und eine Überweisung in die internistische Notaufnahme der Uniklinik.
Kurz nach 10 Uhr waren wir dort, die Gattin und ich. Parkplatz? Wie immer Fehlanzeige, daher requirierten wir kurzerhand den für Bluttransporte reservierten Parkplatz. „Bußgeld scheißegal“, hauchte ich mit schwacher Stimme der Gattin ins Ohr.
Schnell wurde ein Rollstuhl organisiert, im Gebäude dann Fiebermessen, Maulkorb vor Mund und Nase, Formblatt ausfüllen, und los ging es zu A 3 minus 1.
Nach gefühlten 1,5 Kilometer Marsch war eine erneute Anmeldung mit Kärtchen und so notwendig.
Dann durfte ich es mir auf einem unbequemen Krankenbett gemütlich machen, wurde verkabelt zwecks EKG, Sauerstoffsättigung, Blutdruck…. wurde ausgiebig befragt und es wurde mir ein Venenzugang gelegt und Blut abgenommen. Jetzt war Warten angesagt, so richtiges Warten auf einen Arzt.
Nach gut einer Stunde waren die Blutwerte da – und auch der Arzt. Da ein Blutwert erhöht war, musste ich weiter warten, damit nach 3 Stunden jener Blutwert erneut bestimmt werden konnte.
Zwischendurch ging es zum Röntgen, wo mich angesichts der rund 25 wartenden Patienten fast der Schlag traf. Es war schon weit nach 15 Uhr, als mir mitgeteilt wurde, das Labor benötige nachmals Blut, denn die letzte Probe war für eine Bestimmung des zu prüfenden Wertes nicht geeignet gewesen.
Ich war wohl an diesem Montag der Patient, der alle anderen in puncto Warten übertraf.
Dann endlich, um 17 Uhr oder so, ließ sich wieder ein Arzt blicken und erläuterte mir kurz und bündig, dass ich zur Überwachung und für eine Koronarangiographie hierbleiben müsse.
Na gut, meine „Reisetasche“ hatte ich ja vorsorglich mitgenommen, die Notfallstation war gleich um die Ecke und die Verabschiedung von der Gattin war bei beiden mit dem Gedanken verbunden, dass man nun endlich nach einem langen Tag „ohne nix“ endlich vielleicht etwas essen könnte.
Auf der Notfallstation gab es dann auch etwas zu essen: Brot, undefinierbarer Schmierkäse, eine Wurst, die ohne Senf ungenießbar war…. Aber ich will mich ja nicht beschweren.
Nach dem Essen wieder Totalverkabelung, Infusion und …. eben das ganze Programm. Aber mein Zimmergenosse war ein angenehmer Gesprächspartner. Ein gut betuchter Betreiber eines Bordells, der nach mehreren Herzinfarkten der Überzeugung war, man würde ihn nur hier festhalten, weil die Klinik die finanziellen Corona-Ausfälle wieder hereinholen müsse….. Wir haben stundenlange Gespräche geführt, die äußerst interessant waren.
Der nächste Tag begann wieder mit Warten, Warten auf ein Lungen-CT und die Herzkatheteruntersuchung. Die einzige Abwechslung war mein neuer Zimmergenosse, nahezu 100 Jahre alt und mit all den in einem solch gesegneten Alter verbundenen Problemen. Und der Professor, der sich nicht dazu überwinden konnte, sich mal vorzustellen, dafür aber einen ganzen Schwanz von untertänig wirkenden angehenden Ärzten hinter sich herzog und kurzerhand gleich mal das vom Oberarzt für mich festgelegte Prozedere vom Tisch wischte. Aus der wohl in der etwas irrigen Annahme geführten Konversation zwischen Aufnahmearzt und Professor, dass der Patient eh nicht versteht, was da geredet wird, konnte ich jedoch mal so ganz nebenbei erfahren, dass der mir als so kritisch dargestellte Blutwert eigentlich nur minimal erhöht war. Und dann war da natürlich der neue Pfleger, der sich mit P…. vorstellte und dafür sorgte, dass ich im Bett stocksteif nach oben schoss. P…. war mein Nachbar eine Straßenecke weiter, unsere Kinder gingen gemeinsam in die Grundschule und er kündigte mir auch gleich an, dass er mir die Haare in der Leistengegend rasieren und mir einen Katheter legen werde. Na toll, was war ich begeistert.
Die Koronarangiographie fand dann nach 17 Uhr statt. Am Bildschirm konnte ich dabei mit ansehen, wie der Führungsdraht durch alle Gefäße rund ums Herz geführt wurde, dann ins Herz hinein, mit Druckmessung, zusätzlichem Kontrastmittel und allem Pipapo. Ergebnis: alles in bester Ordnung.
Mit Verschluss der Zugangsarterie in der Leiste und Druckverband zurück auf der Notfallstation war für mind. 6 Stunden bewegungsloses Liegen auf dem Rücken verordnet.
Und nun kam sie wieder in der Nacht, sie, die Atemnot. Ich dachte, ich müsse ersticken. Panisch betätigte ich die Ruftaste und warte und warte ….. und die Panik wurde immer größer.
Irgendwann kam eine Schwester, fragte, schaute auf den Monitor und sagte, dass alle Werte völlig normal wären und ich mir keine Sorgen machen müsse. Ich rang nach Luft, wand mich im Bett und sagte immer wieder: „Ich bekomme keine Luft, ich bekomme keine Luft“. Sie schaute, fragte was ich den wolle, alle Werte wären doch normal. Dachte sie, ich wäre von der „I cannot breathe“-Bewegung und wäre zum Demonstrieren hier?
Die Verzweiflung und Panik wurde immer größer. Ich bat darum, das Fenster zu öffnen und mir Sauerstoff zu geben. Das machte sie und ging dann mit den Worten: „Ich werde dem Arzt Bescheid sagen“. Sauerstoff und frische Luft gaben mir etwas Erleichterung, aber erst als ein Pfleger kam, die Sauerstoffzufuhr erhöhte und mir eine Spritze gab, regelte sich die Atmung wieder.
Am nächsten Tag schmeckte zumindest das Frühstück, die Visite bestand aus einer hübschen Ärztin, die auch wieder einen ganzen Pulk junger Menschen hinter sich herzog, aber für eine Professorin entschieden zu jung war. Wenigstens stellte sie sich vor, fragte, erklärte und ordnete das vorher abgesagte Lungen-CT wieder an. Danach sollte die Entlassung stattfinden.
Weiteres Warten …. und dann wurde die Lungen-CT-Untersuchung erneut abgesagt, ich bekam dafür den Entlassungsbrief in die Hand gedrückt und durfte mit dem Vorschlag gehen, alle notwendigen Vorbereitungen für eine Abklärung der Beschwerden im Schlaflabor zu treffen.
Ob nun meine Gesundheit oder die Finanzen der Klinik während dieser 3 Tage im Vordergrund standen, das wage ich nicht zu beurteilen, jedoch möchte ich mich in diesem Punkt nicht meinem Zimmergenossen anschließen und bin froh nun zu wissen, dass mein Herz und die Herzkranzgefäße in einem guten Zustand sind.
Für die Durchführung der Untersuchungen selbst würde ich die Uniklinik mit sehr gut beurteilen, das ärztlichen Personal erscheint mir in Anbetracht des Verhaltens sowie des hü und hott im Untersuchungsprozedere nicht mehr als mittelmäßig zu sein und dem Pflegepersonal, das ja anzahlmäßig den größten und auch am meisten belasteten Teil der Beschäftigten im Uniklinikum darstellt, kann man ruhigen Gewissens auch eine sehr gute Beurteilung geben.
Vorteilhaft an einer solch großen Klinik erscheint mir, dass nicht ein Arzt alleine alle Entscheidungen trifft, sondern stets mehrere Ärzte zur Vorgehensweise in der Behandlung eines Patienten mit ihrer Meinung beitragen. Häufig wechselnde Ärzte stellen andererseits jedoch auch einen gewissen Nachteil dar.
Die Organisation der Klinik erscheint manchmal in vielen Dingen etwas unflexibel, aber als Patient kann man schwerlich einschätzen, inwieweit bei einem solch großen Konstrukt, das zudem dem Gefüge eines Bundesangestelltentarifs und den alten, noch immer vorhandenen „akademischen Abhängigkeiten und Standesdünkel“ unterworfen ist, eine bessere Organisation möglich ist. Dies ist mir zusammen mit der schlechten Anfahrt- und Parksituation daher nur 3 Sterne wert.
Insgesamt ergeben sich aber trotzdem 4 Sterne.
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